CDU Gemeindeverband Ketsch

CDU informiert sich in Insheim

Kürzlich besuchten Mitglieder unseres Gemeindeverbandes das Geothermiekraftwerk im Rheinland-Pfälzischen Insheim, um sich über den aktuellen Stand dieser Energiegewinnung aus erster Hand zu informieren. Nach dem Besuch des Großkraftwerkes Mannheim im Mai dieses Jahres wollten wir vor Ort ein Bild über die Technologie, aber auch über Chancen und Risiken der Geothermie informieren.

Gleich zu Beginn der über 2-stündigen Führung wurde klar, dass ein geeigneter Standort extrem wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg eines solchen Kraftwerkes ist. Denn ob Strom, Fernwärme oder auch Lithium, alles, was hier erzeugt werden soll, ist abhängig von der Menge des geförderten Thermalwassers. Und diese ergibt sich aus den geologischen Gegebenheiten. Leider ist es extrem schwierig im Vorfeld zu bestimmen, wie viel Thermalwasser in ca. 3500 m Tiefe entnommen werden kann. Ist die Menge zu gering, wird eine weitere Bohrung mit allen damit verbundenen Kosten und auch Risiken erforderlich. In Insheim beispielsweise können in der einen vorhandenen Projektionsbohrung aktuell 67 Liter pro Sekunde Thermalwasser entnommen werden, was für eine Produktion von gerade mal 3 MW elektrischer Leistung ausreicht. Seitens des Betreibers ist die Einspeisung der erzeugten Abwärme in ein Fernwärmenetz geplant, das die ca. 4000 Insheimer Haushalte mit klimaneutraler Wärme versorgen soll. Allerdings ist zum heutigen Zeitpunkt ein solches Netz weder vorhanden noch konkret in Planung. Das Abfallprodukt Wärme bleibt demnach weitgehend ungenutzt.

Quasi als weiteres Abfallprodukt will man aus dem geförderten Thermalwasser Lithium gewinnen, welches beispielsweise als Grundstoff zur Produktion von Batterien dringend benötigt wird. Aktuell findet in Insheim diese Produktion jedoch lediglich in einer Laborumgebung statt, ohne nennenswerte Mengen dieses begehrten Stoffes produzieren zu können. „Die hier anvisierten Produktionsmengen übersteigen die aktuellen Zahlen um ein Vielfaches. Ob diese in absehbarer Zeit überhaupt erreicht werden können, bezweifle ich stark. Immerhin werden hierfür enorme Mengen Frischwasser benötigt. Zudem fliessen derzeit noch erhebliche Zuschüsse aus Brüssel, Berlin und Stuttgart“ meint unser Vorstandsmitglied Helmut Kuhn.

In einer offenen Diskussion mit der Betriebsleitung vor Ort wurden jedoch auch die Risiken, insbesondere durch seismische Aktivitäten angesprochen. Auch hier ist die Menge des entnommenen Thermalwassers entscheidend. Denn je mehr Wasser entnommen wird, desto mehr muss auch unter hohem Druck wieder zurückgepumpt werden, was in der Vergangenheit bei verschiedenen Geothermieanlagen zu mehr oder weniger starken Erdbeben geführt hatte.

Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist hier groß, auch weil bisher die Kommunikation diverser Betreiber solcher Anlagen zur Bevölkerung schlecht war und die Regulierung von entstandenen Schäden durch die Versicherer bisher nur schleppend bis gar nicht erfolgte. Hinzu kommt, dass die Landesregierung und allen voran der hiesige grüne Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann in der Geothermie zwar die Zukunft sehen, aber dennoch jegliche Art von Bürgschaften des Landes für eventuelle Schäden ablehnen. So schafft man nach unserer Ansicht kein Vertrauen in eine ohnehin risikobehaftete Technologie.

Der Wunsch nach einer unerschöpflichen Energiequelle ist nachvollziehbar, doch ist der Preis nicht doch zu hoch, den wir dafür zahlen müssen? „Diese und weitere Fragen, wie in Ketsch die Energiewende gelingen kann, wird demnächst innerhalb des Ortsverbandes diskutiert werden, um sich auch für die kommenden Kommunalwahlen 2024 entsprechend zu positionieren“ so unser Vorsitzender Helmut Schmid.